Col de la Bonette

Heute wollen wir uns einen kleinen "Traum" erfüllen. Die Seitenverkleidungen unserer Transalps zieren die Koordinaten eines ganz besonderen Berges - dem Col de la Bonette. Als einer der höchsten befahrbaren Alpenpässe ist er immanent mit dem Charakter der Honda Transalp verbunden. Natürlich wollten wir gerne einmal selbst dort oben sein. Nun, wenn diesmal auch nicht mit der Transalp selbst, so doch wenigstens mit den kleinen 250er Enduros. Von Gaiola aus folgen wir der SS21 in Richtung Demonte. Kurz bevor wir die Grenze nach Frankreich überqueren (am Colle della Maddalena) ist die Straße mit zahlreichen Kehren gespickt. Wir quetschen die kleinen Motoren aus und sind ziemlich zügig unterwegs. Wir fahren den Bonette von Norden aus an, über Jausiers.

 

Kurz hinter Jausiers beginnt der Anstieg auf den Bonette. Es sind wirklich viele Motorradfahrer und vor allem aber auch Rennradfahrer unterwegs. Dazwischen noch die ganzen Autos und sogar Spaziergänger. Ungefährlich ist dieser Pass sicherlich nicht, denn alle genießen nebenbei die Aussicht. Die Rennradfahrer kommen in einem Affenzahn den Berg runter, schnippeln die Kurven und mittendrin noch der völlig verpeilte aber gelassene Opa in seinem Citroen, eine brisante Mischung. Aber der Asphalt ist gut und im sicheren Rahmen ziehen wir einen flotten Strich. Wenn man mit den kleinen 250ern gut umgehen kann und die armen Motoren quält, kann man auch gut an größeren Maschinen dran bleiben. Der Mopedfahrer vor mir auf seiner 1150er GS wird sich sicherlich gewünscht haben, das eine oder andere Kurventraining absolviert zu haben. Vielleicht fährt er jetzt aber auch eine kleine KLX.

Oben ist es schweinekalt und wie immer auf solch hohen Bergen, sehr windig. Als asphaltierte Straße (keine Sackgasse) ist der Col de la Bonette mit 2715m übrigens der höchste Alpenpass. Der Gipfel liegt noch einige Meter höher auf 2802 Metern. Dort hin kann man allerdings nur noch zu Fuß. 

 

Wir staunen nicht schlecht, wie viele Radfahrer sich hier hoch quälen. Am meisten beeindruckt hat mich ein alter, hagerer Herr, der uns mit seinen "Jungs" hier darum bittet, Fotos von der Gruppe zu machen. Er ist bestimmt über 70 und der Aufstieg hat ihn ganz schön gezeichnet aber er ist happy und bester Dinge. Hut ab sag ich da nur!!!

Also hier oben ist es zwar recht trostlos und trist, jedoch auch irgendwie eine ganz besondere Atmosphäre. Neben unseren kleinen Enduros stehen hier Enduros und so Zwittergeschöpfe wie die KTM Freeride, manche so abgewrackt ohne jegliche Blinker oder Kennzeichen, dass man damit bei uns niemals auf öffentlichen Straßen fahren dürfte. Tja, es ist wirklich toll, wenn man sich im Urlaub die Welt anschauen kann.

Wir fahren im Süden wieder vom Bonette runter, gönnen uns unglaublich gutes und verdammt außergewöhnliches französisches Essen, finden durch meine Paddelligkeit eine richtig tolle Landstraße Richtung Küste, bleiben fast liegen, weil keine Tankstelle kommt, drehen um und landen irgendwann in Isola 2000, dem wohl schrecklichsten Ort im Nicht-Winter nach Weihl am Rhein (egal zu welcher Jahreszeit). Im Winter mag es ja hier ganz nett sein, zum Skifahren. Ohne Schnee sieht man aber wie die Berge ausgebeutet werden und Raubbau an der Natur aussieht. Bloß weg hier!!!

Am Abend spielen wir gemeinsam mit unseren italienischen Gastgebern Wikingerschach. Sie kennen das Spiel nicht und es ist ein Heidenspaß auf holprigem Englisch die Regeln zu erklären. Letztendlich hat sich hier meine Erfahrung aus vielen Jugendfreizeiten, die ich betreut habe, durchgesetzt. Aber es ist immer wieder ein großer Spaß. So ist es ja meistens: je einfacher das Spiel, desto größer der Spaß und die Versuche die Regeln zu beugen.