Endurotraining 2011

Neulich war es endlich so weit: ich habe mein Geburtstagsgeschenk eingelöst. Einen Gutschein über ein eintägiges Endurotraining für Fortgeschrittene im Hoope Park. Ich habe dieses tolle Geschenk von Vicky zu meinem 30. Geburtstag bekommen und mich lange auf den Tag gefreut.

 

Meine KLX war für diesen Tag bestens präpariert: Lenkererhöhung, Motorschutz und Handprotektoren hatte ich ja angebaut und die original Bereifung war noch nahezu neuwertig. Was ich nicht wusste, war, wie sich die kleine KLX, die ja mehr eine Dual Sport ist als eine Sportenduro, in schwierigerem Gelände wird behaupten können.

 

Das Training hatte Vicky bei der Enduro Academy gebucht. Ich hatte Glück und wurde bei der Gruppeneinteilung zu Ralfs Gruppe zugeordnet. Durch seine ruhige und völlig entspannte Art schafft er es immer wieder, den Teilnehmern die Lerninhalte anschaulich und toll zu vermitteln. Der ganze Tag lief so gechillt ab, dass kein Stress aufkam, was mir persönlich besonders gut gefiel. Trotzdem habe ich eine Menge gelernt und bewege mich nun anders im Gelände als vorher, das steht mal fest. Aber der Reihe nach...

 

Der Tag begann mit Aufwärm- und Mobilisierungsübungen. Danach ging es auf die Maschine und es wurden Grundfahrübungen wiederholt: die richtige Körperhaltung auf der Maschine beim Bremsen, Beschleunigen, Kurvenfahrt, etc. Auch die ersten Driftübungen wurden absolviert. Da blieb der eine oder andere Sturz nicht aus. Ich wollte meine KLX allerdings gerne wieder heile nach Hause bringen. Die Übungen fielen mir auch nicht sonderlich schwer. Nun folgte der Schwerpunkt des Trainings (jeder Trainingstermin widmet sich einem Thema etwas mehr als anderen), dem Überwinden von Hindernissen. Zuerst übten wir das gezielte anlupfen des Vorderrades - immer kontrolliert das Vorderrad anlupfen und dort wieder absetzen, wo man es plant. Dazu nahm Ralf eine Latte als Hilfe. Anschließend folgte der erste Baumstamm, den es zu überqueren galt. Nicht allen Teilnehmern gelang diese Disziplin. Mir ein Glück sehr leicht, da ich das auch für mich selbst schon des öfteren geübt hatte. Der Baumstamm wurde danach vergrößert - auch kein Problem.

 

Jetzt nahmen wir die ersten Runden auf der Endurostrecke unter die Räder. Die Kinderstrecke war unser erstes Ziel. Schon beeindruckend, was mit der kleinen KLX so alles geht. Das größte Problem stellte hier für mich der Tiefe Schlamm, später Sandboden dar. Dabei fehlt einfach Motorpower. Trotzdem erstaunlich, dass die Kleine überall durchkommt - sogar mit der Serienbereifung. Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Manchmal musste ich allerdings in den ersten Gang zurückschalten und ordentlich drehen lassen. Von Runde zu Runde lief es runder, die Geschwindigkeit nahm zu und damit auch der Spaß. Wir sahen schon alle aus wie die Säue aber das hat keinen gestört. Das muss ja auch so sein. Obwohl mir die fast neue KLX schon sehr leid tat. Aber was bringt ein Training, wenn man es nicht auf der eigenen Maschine macht? Auf jeden Fall nicht ganz so viel - und außerdem wollte ich doch wissen, was mit der KLX geht. Und das ist Einiges.

 

Nach einigen Runden sind wir auf einen für uns abgesperrten Teil der Endurostrecke gegangen. Ralf ist vorgefahren und wir alle hinterher, wobei die Position hinter ihm nach jeder Runde wechselte. So konnten wir uns bei ihm schön die Wahl der besten Linie abgucken. Als alle einmal durch waren, war es auch schon kurz vor 12. Mittagspause also. Und ich war schon komplett nass und ausgepowert. Nie hätte ich gedacht, dass endurofahren so anstrengend ist. Von der Intensität war ich echt überrascht. Die Strecke ist wirklich ein Traum, so etwas findet man bei uns im Norden in "freier Wildbahn" nicht. Tolle anspruchsvolle Singletrails, längs liegende Baumstämmchen, Wurzeln, Längs- und Querrillen, Auf- und Abfahrt, Anlieger etc. Alles was das Herz begehrt. Die KLX machte alles klaglos mit. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass weniger Power mehr ist. Wo andere mit der Kupplung spielen mussten, hatte ich meist eingekuppelt und musste nur mit dem Gas arbeiten.

 

Mittagspause. Eigentlich hätte ich alle Klamotten wechseln müssen. Nass bis auf die Haut. Egal, ich bin so euphorisiert, dass mir das alles nichts ausmacht. Selbst Vicky ist vom zugucken völlig angefixt. In zwei Tagen hat sie ihre Führerscheinprüfung und ist sich nun sicher, dass sie nichts anderes als eine Enduro fahren möchte - guter Tiger. Das Mittagessen, Spaghetti Bolo, war nicht der Hit aber in Ordnung. Das reißen auch der Salat und der Milchreis nicht mehr raus. Aber allemal besser als fettige Currywurst mit Pommes.

 

Und mal wieder bewahrheitet sich der alte Spruch: die Welt ist klein. Ich treffe einen Kumpel von daheim, der ab und zu mal mit seinem Crosser im Hoope Park ist. Das zweite Mal dieses Jahr. Da wir uns auch eine Weile nicht gesehen hatten, war die Freude groß.

 

 

Um 14:00 Uhr geht es endlich weiter. Mit lockeren Übungen auf dem Bike. Immer im Kreis fahren, mal beide Beine links, dann rechts runter hängen lassen. Stehend auf der Sitzbank, kniend, ein Bein auf dem Lenker, beide Beine auf dem Lenker etc. Schon sind wir und die Motoren wieder warm. Nächster Lehrgangsinhalt: Steilauf- und -abfahrten.

 

Die gewählte Auffahrt sah von unten unglaublich steil aus. Zudem war die Spur oben schon so sehr ausgefräst, sodass sich die "Böschung" links und rechts ganz schön auftürmte. Ralf machte es vor, es sah völlig easy aus. Die Erklärung folgte und nun waren wir dran. Von allein wäre ich wahrscheinlich nie da hoch gefahren. Der erste Teilnehmer - auch mit einer kleinen 250er - erklomm genau so easy die Steilauffahrt. Ich war der nächste. Kurze Anfahrt im ersten Gang, ordentlich Drehzahl, Oberkörper nach vorne über den Lenker, nach oben schauen und schwupps...war ich oben. Völlig unspektakulär. Die größten Blockaden verursacht echt der Kopf. Nachdem alle Teilnehmer irgendwann die Auffahrt gemeistert hatten, machten wir uns an die Abfahrt. Erklärung, vorgemacht, nachgemacht. Auch kein Problem. Jetzt war ich nicht mehr zu halten - es war freies Fahren angesagt. Rauf und runter, links, rechts, Anlieger, Vorderrad übers Hindernis lupfen etc. Irgendwann, als die Kräfte schon längst nachgelassen hatte, wollte ich aus einer engen Linkskurve die Steilabfahrt nehmen und blieb kurz an einem Stein hängen - die KLX fiel nach links um. Ich konnte nicht so schnell reagieren, obwohl ich ja quasi keine Geschwindigkeit hatte... Dank Handprotektoren blieben die Hebel heile. Nur der linke Handprotektor nicht. Das Plastik splitterte fies ab und stellt nun eine echte Verletzungsgefahr dar. Der Metallbügel hielt natürlich 1a. Aber das Plastik ist zu hart und bricht schnell, diese Dinger taugen also nichts, so schön sie auch aussehen mögen. Zudem hatte sich das linke Lenkerende etwas nach hinten gebogen. Es ist also ein neuer Lenker fällig. Ich werde mir einen Adapter von 22 auf 28mm besorgen und einen Magura SX Lenker montieren, wie er bei vielen Sportenduros schon Serie ist. Zudem sind bei dem Lenker die Enden nicht so weit nach hinten gebogen, sodass die Hände näher über der Gabel stehen und sich noch mehr Gefühl fürs Vorderrad ergeben müsste.

 

Zum Schluss sind wir noch eine Runde über die Cross-Strecke gefahren, was mir aber absolut keinen Spaß gemacht hat. Der tiefe Sand ist nichts für so wenig Power und ich liebe eher die kleinen Trails. Schnell fahren kann jeder. ;-)

Nachdem wir noch ein paar abschließende Runden über die Endurostrecke gedreht hatten - wir waren mittlerweile nur noch zu dritt (die anderen haben mangels Kondition das Handtuch werfen müssen) - ging für mich ein sehr toller und lehrreicher Endurotag zu Ende. Die Maschinen sahen aus wie Sau. Keine Ritze, in der nicht Dreck und Schlamm klebte. Aber nach einer ausgiebigen Reinigung mit dem Hochdruckreiniger war wieder alles sauber. Fast hätte ich es geschafft die KLX heile zu lassen. Aber wer weiß, vielleicht ist es ja auch ganz gut so, wenn sie hochwertigere Teile bekommt und mir diese im nächsten Endurourlaub nicht kaputt gehen können.

 

Als wir abends zu Hause waren, bin ich nur noch auf die Couch gefallen. Völlige Erschöpfung. Ich hatte keine Kraft mehr im Körper. Wie schaffen die Typen bloß die Red Bull Romaniacs??? Hut ab vor dieser Leistung!!!

 

Ein Endurotraining bei der Enduro Academy kann ich nur jedem ans Herz legen. Man lernt eine Menge und wird super betreut. Ralf nimmt sich jeden zwischendurch vor und geht auf persönliche Fehler/Verbesserungsmöglichkeiten ein. Dümmer wird hier keiner! Das Ganze scheint ihm auch eine Menge Spaß zu machen und das merken die Teilnehmer auch. Vielen Dank für den tollen Tag sag ich nur. Vicky muss ja bald auch ein Einsteigertraining absolvieren.

 

Und die KLX? Ein super Moped, ehrlich! Sie macht alles klaglos mit. Jeden Spaß, den die anderen auf ihrem Sportenduros gemacht haben, konnte ich mitmachen. Ralf selbst war beeindruckt von der Performance der kleinen Kiste. Ich sowieso. Die Reifen reichen für nen Endurourlaub dicke aus und geben auch auf der Straße eine gute Figur ab. Die KLX ist wendig, pflegeleicht, muss nicht alle 30 Betriebsstunden zur Inspektion (sondern alle 10.000km) und ist günstig in Unterhalt und Anschaffung. Für gelegentlichen Spaß absolut ausreichend. Ich überlege nur was ist, wenn Vicky auch Blut leckt und mir die KLX dann abspenstig macht. 350 EXC-F oder doch die TE 310? Na mal gucken.