Harztour 2011

Über Himmerfahrt hatten wir eine kleine Tour durch den Harz geplant. Wir wollten endlich mal wieder ein paar Kilometer fressen, Kurven kratzen und ganz nebenbei wollte ich auch gerne das ganze neue Zubehör testen. Also haben meine Freundin und ich schnell das Moped gesattelt und uns morgens auf Richtung Harz gemacht.

Wie sich herausstellen sollte, ist es gar kein Problem mit der Transalp zu zweit auf Reise zu gehen. Wir haben uns natürlich beim Gepäck etwas eingeschränkt aber dennoch wie immer zu viel dabei gehabt. Unser Ziel war es, vor allem den Ostharz zu erkunden, da wir dort noch nicht waren. Und der Kyffhäuser stand natürlich auf dem Programm.

Der Weg nach Blankenburg führte uns über die Autobahn und Schnellstraßen, was wie zu erwarten langweilig und nervtötend war. In Blankenburg angekommen haben wir uns erst mal eine leckere Pizza gegönnt und unsere weitere Tourplanung gemacht. Um eine Unterkunft hatten wir uns bis dahin nicht gekümmert. Uns beschlich aber das Gefühl, dass wir das unbedingt mal angehen sollten. Also haben wir einige Unterkünfte telefonisch abgefragt, die uns unsere vorher gekaufte Biker-Straßenkarte empfahl. Es sollte sich schnell herausstellen, dass wir zu optimistisch an die Sache herangegangen waren. Aber da es uns eigentlich egal war wo wir unterkommen, klappte es dann doch noch im Forsthaus Auerberg - übrigens für Motorradfahrer, die keinen großen Wert auf Luxus legen aber tollte Strecken in der Nähe haben wollen, sehr zu empfehlen.

Die Straßenkarte stellte sich übrigens als äußerst brauchbar heraus. Die Tourenvorschläge und empfohlenen Ziele waren eigentlich allesamt schön und lohnen sich auf jeden Fall.

Unsere Tour führte uns an die Rappbodetalsperre. Eigentlich wollten wir uns hier etwas umsehen aber leider ist ein paar Minuten vorher im Tunnel ein schwerer Unfall passiert. Wie wir später erfuhren hat ein junger Motorradfahrer die Kontrolle über sein Bike verloren und ein älteres Ehepaar umgefahren. Wir haben also zugesehen, dass wir schnell Land gewinnen.

Warum im Harz viele Unfälle passieren und Motorradfahrer nicht überall gut angesehen sind, wunderte uns nicht weiter. Kaum nachvollziehbar wie viele Möchtegern-Valentino Rossis auf öffentlich Straßen ihr Unwesen treiben. Kurven im Hang-off zu nehmen scheint für viele das normalste der Welt zu sein. Da kann man sich echt nur an den Kopf fassen.

Auf dem weiteren Weg kamen wir am Köhlereimuseum vorbei, das wir besichtigten. Vom Handwerk der Köhler hatten wir bisher wenig gehört und so war es eine ganz spannende und lohnenswerte Besichtigung für uns. Am angrenzenden Biergarten war Livemusik und die Vatertagsgesellschaft in Hochstimmung gröhlte alte Köhlerlieder.

 

Als nächstes machten wir einen kurzen Stopp bei Pulmann City - einer mittlerweile recht bekannten Westernstadt. Wir haben das Treiben einige Zeit auf uns wirken lassen und uns dann gegen eine Besichtigung entschieden. Das wollten wir gegebenenfalls am nächsten Tag machen. Wir schauten uns also etwas am dazugehörigen Bikertreff um. Himmelfahrt war natürlich gut was los. Ich habe auch ziemlich schnell ein cooles Moped gefunden - sowas fehlt in meiner Sammlung auch noch. 

Das nenn' ich mal einen coolen Nachbau der bekannten Boss Hoss. Vielleicht nicht ganz originalgetreu aber mir hat sie gefallen.

Vicky stellte sich im Laufe der Tour als absolute Top-Sozia heraus. Völlig unerschrocken und scheinbar mit besserem Sitzfleisch als ich selber sind wir eine perfekte Kombi auf dem Motorrad. So lange Strecken sind wir bisher nicht zusammen gefahren. Echt cool.

Wir fuhren noch ein paar schöne Strecken und sind dann ab in unser Bikerhotel. Dort angekommen haben wir uns erstmal frisch gemacht und sind anschließend zu Fuß zum Josephskreuz - dem größten eisernen Doppelkreuz der Welt. Schon ziemlich beeindruckend das Gebilde. Wir haben den Besuch mit einer kleinen Geocaching Tour verbunden, wobei ich wieder mitten in den Wald stapfen musste und dabei wieder einmal eine Zecke "abgefischt" habe. Mittlerweile habe ich aber Übung und erkenne die ätzenden Blutsauger auf ihrer Suche nach einem schönen Plätzchen. Also Glück gehabt.

Das Hotel hat übrigens einen Innenhof, auf dem die Mopeds recht sicher abgestellt werden können. Abends saßen wir mit den ganzen anderen Bikern draußen und haben Benzingespräche geführt. Ich liebe Bikerhotels - endlich mal normale Leute! Und alles so schön unkompliziert! Einfach super.

 

Der zweite Tag führte uns nach einem einfachen, aber völlig ausreichenden Frühstück zum Kyffhäuser. Ein Glück kamen wir so früh im Hotel los, dass wir schon um 09:00 Uhr morgens oben waren. Richtig gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.

Die 36 Kurven bis oben sind eine Offenbarung. Da kann man schon mal an die Alpen denken. Der Asphalt ist in einem hervorragenden Zustand. Hinter uns waren zwei Nakedbikes, deren Piloten wohl auch 'nen flotten Strich ziehen wollten. Powermäßig hatten wir da natürlich zu zweit keine Chance aber in den Kurven waren wir gut unterwegs. Bis wir in einer Rechtskurve mit der Fußraste aufgesetzt sind. Danach haben wir das Tempo doch etwas gezügelt. Ich weiß nur nicht, ob es an der etwas tieferen neuen Fußrasten liegt oder daran, dass wir zu zweit unterwegs waren und das Moped etwas tiefer liegt.

Oben angekommen haben wir in aller Ruhe das Denkmal besichtigt. Absolut beeindruckend, was für ein Klotz. Wie haben die das früher bloß hinbekommen. Und erst diese aus riesigen Steinen gemauerten Bögen? Und was für eine tolle Aussicht von oben. Sicher eines der imposantesten Denkmäler, das ich je gesehen habe.

Oben hörten wir dann die Sirenen eines Krankenwagens. Wir hatten schon befürchtet, dass es vielleicht ein Mopedfahrer sein könnte. Gewundert hätte es uns sicher nicht: manche fahren halt die Strecke pausenlos auf und ab und versuchen dabei wohl, ihre persönlich Bestzeit zu knacken. Dass es auf öffentlichen Straßen keine Kiesbetten und Auslaufzonen gibt, vergessen sie wohl. Auf dem Weg runter haben wir dann das traurige Resultat gesehen: zwei Unfälle, die ja nun schon einige Zeit her sein mussten. Aber die Krankenwagen waren noch vor Ort und unten hat schon der Rettungshubschrauber gewartet. Autos waren nicht beteiligt. 

Eigentlich wollten wir unten am Fuße des Kyffhäuser im Bikergrill einen Happen essen. Aber wir haben uns dann doch entschieden schnell weiterzufahren und das Weite zu suchen. Ein ruhiges Plätzchen war uns dann doch lieber. So fuhren wir im Ostharz langsam weiter Richtung Norden. Da der Kyffhäuser etwas "außerhalb" liegt, ist man nicht sofort wieder "im Harz", sondern man hat eher das Gefühl irgendwo über Land zu fahren. Der Teil hat uns nicht ganz so gut gefallen.

Auf dem Weg nach Thale haben wir zufällig eine Sommerrodelbahn in Wippra entdeckt (auf der Bikerkarte wird sie auch empfohlen). Die konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Für 2€ pro Person auch ein fairer Kurs und ein riesen Spaß. Die Leute sind sehr nett und passen gerne auf die ganzen Sachen auf. Vicky hat es gleich ordentlich krachen lassen und mich von hinten gejagt. Hoffentlich fährt sie nicht auch so Motorrad, wenn sie ihren Führerschein hat.

Dass wir unser ruhiges Plätzchen auf dem Hexentanzplatz nicht finden würden, hatten wir noch nicht geahnt. Der Opa am Parkplatzhäuschen war sehr nett und empfahl uns das Café vor Ort. Um es kurz zu machen: Vorsicht, riesen Tourifalle. Wir haben nach 5min die Flucht ergriffen.

Mit einem Loch im Bauch und Kaffeedurst haben wir uns auf die weitere Suche nach einem lauschigen Platz gemacht. Mit geschultem Auge haben wir dann schnell eines ausfindig gemacht: die Schmunzelstube - direkt am See gelegen, total idyllisch. Der Kuchen ist empfehlenswert, die Bedienung sehr nett und allein schon die Atmosphäre lädt zum Entspannen ein. Und der Kapitän auf seinem Floß mit der Horde betrunkener, singender Rentner hatte auch seinen Spaß. Immer wenn er eine Melodie auf seinem Horn blies, kochte die Stimmung über.

 

Coole Preistafel. Steht wohl nicht ohne Grund da.

Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir in Stolberg an der Deutschen Fachwerkstraße vorbeigefahren. Fachwerkhäuser kennt man ja aus vielen Regionen aber hier, in Stolberg reihen sich fast ausschließlich Fachwerkhäuser aneinander. Sie alle sind sehr gepflegt und bestens erhalten. Plötzlich fing der Tiger hinter mir an zu quaken, weil er Hunger hatte. Naja, der Imbiss im Hinterhof a la "Futtern wie bei Muttern" kam uns wie gelegen. Zumal es dort auch schön ruhig war und wir uns herrlich entspannen konnten.

Nach der Fütterung sind wir schnurstracks zurück ins Hotel und haben uns mit den anderen Bikern das ein oder andere Weizen ins Birnchen geschraubt. Auf die eher rethorische Frage, ob alle heile vom Kyffhäuser zurückgekehrt waren, kam die spontane Antwort "fast". Einer der norddeutschen Biker hat sich in einer Rechtskurve mit einem LKW angelegt, der zu weit auf seiner Spur war. Nur durch ein beherztes noch-weiter-in-die-Kurve-legen, konnte er Schlimmeres verhindern. Also, fast alles gut gegangen. Und ein örtlicher Schrauber hatte ihm den abgefahrenen Spiegel notdürftig wieder angeflickt. Die abgeschorene Fußraste wurde durch ein selbstgebautes Teil aus einer passend zurechtgeschnittenen Metallplatte und einer angeschweißten Gewindeschraube ersetzt. Eigentlich viel cooler als das Original.

Alles in allem zeigte sich wieder, als Biker muss man halt doch für alle anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken. So ging auch der zweite Tag im Harz mit einem gemütlichen Beisammensein zu Ende.

Der dritte Tag begann genauso früh, wie die davor. Nur, dass wir nun wieder Gepäck mitnehmen mussten, da wir uns sicher waren, zumindest die Location zu wechseln.

Wir düsten los Richtung Westharz durch endlos viele Kurven und tolle Waldstrecken. An der Sösetalsperre legten wir unseren ersten Stop ein. Bei bestem Wetter genossen wir Eis und Currywurst - natürlich auch die schöne Aussicht.

Über Torfhaus sind wir dann weiter Richtung Schulenberg gefahren. Dort sind wir an der Okertalsperre entlanggefahren und anschließend nach Clausthal-Zellerfeld abgebogen. Dort wollten wir eigentlich übernachten aber der Wetterbericht für den nächsten Tag verhieß nichts Gutes. Es sollte Gewitter geben und wir hatten ja noch einen weiten Rückweg. Also hatten wir uns kurzerhand umentschieden und uns auf den Weg über das Weserbergland Richtung Küste gemacht. Nach fast 650km Tagesetappe waren wir dann auch ordentlich kaputt und sind nur noch auf die Couch gefallen. Aber es war ein toller Kurzurlaub - so viel steht fest. Der Harz lohnt sich immer wieder. Zum Motorradfahren reichen allerdings ein paar Tage und alles mehr oder weniger gesehen zu haben. Wenn man noch die ganzen Sehenswürdigkeiten abgrasen will, braucht man etwas länger.

Eine Tour in den Schwarzwald steht immer noch aus, aber dafür müssen wir uns wohl doch eine Woche Zeit nehmen, damit es nicht nur in Stress endet. Auch eines unserer nächsten Ziele.

Das Moped und die ganzen Zubehörteile haben den Test vor der großen Skandinavientour übrigens souverän bestanden. Da kann eigentlich nicht viel schief gehen. Das einzige worüber ich doch nachdenken muss, sind tatsächlich Alukoffer, die fest am Moped verschlossen sind und wobei auch der Deckel abschließbar ist. So könnte man sie auch mal ruhigen Gewissens an der Maschine lassen. Man möchte ja auch nicht immer alle Sachen mit aufs Hotelzimmer nehmen - oder ins Museum.

 

Eine lohnenswerte Anschaffung ist in jedem Fall die weiter oben beschriebene Karte. Die Tourenvorschläge sind alle schön, können auch manchmal bunt miteinander kombiniert werden und führen einen zu den schönsten Orten im Harz.