Wir sind zurück aus unserem Motorradurlaub. Dieses Jahr waren wir in Irland und haben uns die Insel ausgiebig angesehen. Dieser Reisebericht wird anders als die anderen. Ich möchte diese Reise nicht wie im gewohnten Format in einzelnen Tagen abhandeln, sondern euch an der Essenz teilhaben lassen und beschränke mich aufs Wesentliche. Dazu gibt es nur eine Galerie mit einer Auswahl an Bildern. Wir haben in den 2 Wochen 4.500km abgespult, wobei wir in noch keinem anderen Motorradurlaub abends so kaputt waren, wie in Irland. Wir haben oft 6-7 Stunden auf dem Bock gesessen, manchmal nur für knapp über 200km.
Land
Irland ist ein wunderschönes Land. Die Landschaft ist großartig und wie in den meisten Ländern nicht überall gleich, sondern durchaus unterschiedlich und auch unterschiedlich sehenswert. Ich hatte vorher viele Berichte von Reisenden gelesen, die der Ansicht sind wenn man Schottland kennt, braucht man sich Irland nicht anzusehen. Der Meinung sind wir absolut nicht. Sicher ist die Landschaft und die Natur an manchen Orten ähnlich, aber dafür an anderen auch wirklich komplett anders. Irland ist grün, klar, das steht ja auch in jedem Reiseführer. Aber Irland ist wirklich grün, und zwar so grün, dass ich wette die Iren haben bestimmt 30 Worte für die Farbe grün. Kein Berg, kein Stück Land, kaum ein Felsen der nicht auch bewachsen und grün ist. Das ist wirklich faszinierend.
Leute
Die Iren sind super. Wir haben fast ausschließlich sehr aufgeschlossene, hilfsbereite, interessierte und gesellige Menschen kennengelernt. Das mag daran liegen, dass verglichen mit anderen Ländern der Tourismus in Irland scheinbar noch in den Kinderschuhen steckt und das ist eigentlich auch gut so. Ich bin gespannt wie sich das Land in den nächsten 20-30 Jahren verändert. Vieles ist einfacher als in anderen Ländern. Auch das ist gut so. Wir haben viele "einfache" Menschen kennengelernt, die meisten in einem handwerklichen Beruf tätig. Alle super nett und vor allem zufrieden. Das Leben dort ist entschleunigter als bei uns. Auch das ist gut so. Da kann man wirklich neidisch werden. Sicher ist Irland ein recht armes Land und verglichen mit dem deutschen Standard sind viele Menschen vermutlich etwas ärmer aber das heißt ja nicht, dass sie nicht mindestens genauso glücklich sind wie wir.
Landschaft, Freizeit
Wir haben festgestellt, dass sich das Leben in Irland mehr oder weniger entlang der Straßen abspielt. Man wohnt an der Straße, man spaziert an der Straße, einfach alles findet an der Straße statt. Wir hatten das Gefühl, dass man in Irland die faszinierende Natur nur sehr wenig nutzt. Außer an bekannten Sehenswürdigkeiten, auf den Halbinseln Dingle, Kerry und Beara gibt es nur sehr wenig Wanderwege. Während in Deutschland oder anderen Nachbarländern überall kleine Wege abseits der Straßen sind, existieren diese in Irland quasi nicht. Uns als Naturliebhaber hat das gefehlt und gleichzeitig gestresst. Wir gehen halt abends nicht entlang der Hauptstraße spazieren.
Verkehr
Der Zustand der Straßen ist in Irland bis auf wenige durch EU-Mittel finanzierte Abschnitte nur mittelmäßig bis wirklich katastrophal. Ich weiß nicht genau woran es liegt aber vielleicht an einem eher weicheren Untergrund unter dem Teer, der die Fahrbahn schneller altern lässt. Teilweise sind richtige Krater und tiefe Löcher im Asphalt. Die Straßen sind eher schmal und man kann kaum eine Kurve einsehen. Das führt zu einem sehr gemäßigtem Reisetempo. Oft waren wir nur mit 40-50 km/h unterwegs und hatten das Gefühl schon recht schnell zu fahren. Zusammen mit den engen Straßen und dem durchaus (zumindest immer im weiten Umkreis von Ortschaften) vorhandenen Verkehr, können leicht gefährliche Situationen entstehen. Wir waren ja mit Adventure Bikes (Honda Transalp XL700V mit Wilbers Fahrwerk) unterwegs. Damit war das natürlich alles kein Problem und auch meistens noch ein Genuss aber mit anderen Motorrädern wie z.B. einer Chopper würden wir eher von Irland abraten. Das kann kein Vergnügen sein. Die Iren selbst fahren nicht besonders schnell, dafür aber vor Kurven auch nicht unbedingt langsamer und wir haben oft links angehalten, damit dicht auffahrende Autos passieren konnten. Verglichen mit Schottlands Westküste und den Highlands herrscht ein irrer Verkehr in Irland.
Route
Wir haben die Fähre von Amsterdam nach Newcastle genommen, sind durch England und Schottland nach Cairnryan, von wo aus wir eine Fähre nach Belfast genommen haben. Dort führte unsere Route immer entlang der Küstenlinie, gegen den Uhrzeigersinn. Ab Londonderry nennt sich dieser Weg "Wild Atlantic Way" und ist eine ca. 2.500km lange Route, die im April 2014 eröffnet wurde. Die Straße ist eine der längsten Küstenstraßen der Welt und wirklich super ausgeschildert. Das macht das Fahren echt entspannt, weil man die Karte oder ein Navi nicht oft bemühen muss. Entlang der Straße befinden sich viele Sehenswürdigkeiten wie die Cliffs of Moher, der Giant Causeway, Achill Island, Connemara, Ring of Kerry etc. Die Befahrung des WAW kriegt von uns eine klare Empfehlung. Manche Sehenswürdigkeiten wie die Cliffs of Moher kann man sich getrost sparen. In Ländern wie Schottland, Spanien oder Frankreich gibt es mindestens genauso tolle Klippen ohne Menschenauflauf und Abzocke. Den Giant Causeway kann man sich gut anschauen, so etwas haben wir woanders bisher nicht gesehen. Man sollte aber kein Problem mit vielen Menschen auf einem Haufen haben.
Reisezeit
Wir waren Anfang Mai unterwegs, weil der Mai statistisch gesehen einer der trockensten Monate in Irland ist. Wir hatten tatsächlich Glück und nur an 3 Tagen Regen und das auch jeweils nur recht kurz. Alle Iren mit denen wir gesprochen haben, haben uns diese Reisezeit als die beste bestätigt. Vor allem sollen die Straßen noch nicht so voll sein, wie später im Jahr. Und wir haben manchmal schon gedacht, weniger Verkehr wäre sicher angenehmer. Also Mai ist super, absolute Empfehlung.
Kosten
Irland ist als Reiseland bezahlbar, wobei die täglichen Dinge des Lebens wie Essengehen oder der Einkauf im Supermarkt schon eine Ecke teurer sind als in Deutschland. Gut, das ist auch nicht schwer.
Unterkünfte
Dies ist ein Thema, welches bei uns nicht so gut gelaufen ist. Wir haben bei der Agentur Feelgood Reisen gebucht, mit denen wir in Schottland beste Erfahrungen gemacht haben. Dies war in Irland leider nicht der Fall, wir waren wirklich sehr enttäuscht. Die gebuchten Hotels an sich waren meist nicht schlecht aber entweder riesige 4-Sterne Bunker, wo die Busreisenden hingekarrt werden, mit denen man sich dann am Buffet kloppen kann oder oftmals derartig doof und unattraktiv gelegen, dass wir nach 4 Tagen Kontakt zur Agentur aufgenommen haben und alle kommenden Hotels stornieren wollten - leider ohne Erfolg. Oft kamen wir an wunderschönen Orten, kleinen Hotels in toller Lage oder auch netten B&Bs vorbei, um dann später am Tag in die nächstgrößere unattraktive Ortschaft zu fahren, wo wir dann ein Hotel bezogen, in dem man uns völlig unpersönlich entgegenkam. Das mag für andere Reisende ok sein, als Motorradfahrer erwartet man etwas ganz anderes für sein Geld. Für ein kleines, auf Motorradfahrer spezialisiertes Unternehmen war die Auswahl der Hotels wirklich grottenschlecht. Dazu muss man bedenken, dass für die Reise pro Person ca. 1600€ aufgerufen werden (keine HP!). Wir haben und bis auf ganz wenige Ausnahmen fehl am Platz gefühlt und haben seitens des Unternehmens nur Unverständnis entgegengebracht bekommen. Daher können wir an dieser Stelle absolut keine Empfehlung aussprechen. Die Frage ist nur woran das liegt, da wir in Schottland sehr zufrieden waren. Wir haben den Eindruck, dass entweder die Firmen-Policy geändert wurde oder es ewig her ist, dass man die Reise recherchiert und geplant hatte. Vielleicht haben sie sich auch zu sehr auf andere Agenturen verlassen, die wiederum für Feelgood Reisen buchen. Die Auswahl an Hotels hätte jedenfalls jede X-beliebige Agentur blind buchen können. Das war für uns wirklich enttäuschend. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass wir dort nochmal buchen werden, es sei denn man handelt das im Nachhinein noch professionell ab, wovon ich jedoch nicht ausgehen kann.
Essen
Die irische Küche ist sicher nicht jedermanns Sache. Mit einem Stew fährt man jedoch nie schlecht, fast egal wo. Diese Eintöpfe sind meist sehr schmackhaft und bezahlbar und nach einem langen Tag auf dem Moped genau das richtige. In Restaurants oder Hotels findet man mittlerweile auch moderne und fettarme Küche, die oft gut gemacht ist. Ansonsten stößt man sehr oft auf Burger mit Pommes oder die allseits beliebten Fish and Chips. Diese sind oft sehr fettig und nicht unbedingt zum häufigen Verzehr zu empfehlen. Die mit Abstand besten Fish and Chips haben wir am äußersten Ende der Beara Pininsula gegessen. Vor dem in Deutschland aus dem Fernsehen berühmten Cable Car nach Dursey Island steht ein recht unscheinbarer Stand, geführt von einem etwa 20jährigen Jungen und seiner Mutti. Er angelt früh morgens den Fisch selbst mit seinem kleinen Boot, nimmt ihn aus und bereitet ihr später im Wagen selbst zu. Die Mutti unterstützt ihn nach besten Kräften und nimmt mit ihrer bestimmten aber liebenswerten Art das Marketing in die Hand. Absolute Empfehlung. Das führt mich gleich zum nächsten Punkt.
Dos and don´ts
dos
don´ts